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Lothar Matthäus tritt als Jugendtrainer zurück – ein Rückblick auf die Herausforderungen mit den Fußball Eltern


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In den letzten Wochen war Lothar Matthäus, der als einer der besten deutschen Fußballspieler gilt, wieder ins Rampenlicht gerückt, und das nicht aus den gewohnten Gründen. Nach zwei Jahren als Trainer der U13 Mannschaft des TSV Grünwald hat Matthäus seinen Rücktritt erklärt. Die Gründe hinter diesem Schritt sind nicht nur für seine Spieler, sondern auch für die gesamte Fußballgemeinschaft von Bedeutung. In einem aufschlussreichen Interview gab er Einblicke in seine Erfahrungen mit den Eltern junger Spieler, die ihn letztlich zu diesem Entschluss geführt haben. Hier sind die Schlüsselpunkte aus Matthäus' Rückblick auf eine turbulente Zeit als Jugendtrainer und die Herausforderungen, die er mit den Eltern erleben musste.


1. Die Herausforderung der hohen Erwartungen


Matthäus sprach offen über die übertriebenen Erwartungen, die viele Eltern an ihre Kinder und an ihn als Trainer hatten. „Der Erfolg ist vielen Eltern offensichtlich zu Kopf gestiegen“, stellte er fest. Nach dem Gewinn von drei Meisterschaftstiteln hintereinander, hatten einige Eltern das Gefühl, ihre Kinder müssten die nächsten großen Stars wie Lionel Messi werden. Diese Unrealität erzeugte einen Druck, der nicht nur ihn, sondern auch die jungen Spieler belastete.


„Ich erhielt Anrufe und Nachrichten von morgens um 7 Uhr bis Mitternacht mit Beschwerden und Forderungen“, berichtete Matthäus. Für ihn war es schockierend zu sehen, wie schnell sich der Fokus von der Teamdynamik hin zu individuellen Ansprüchen verschob.


2. Ständige Kritik und Einmischung der Eltern


Ein weiterer tiefgreifender Punkt war die ständige Einmischung der Eltern in die Trainerentscheidungen. „Eltern waren bereit, sogar über die Positionen ihrer Kinder im Spiel zu streiten“, sagte Matthäus. Sie würden sich nicht scheuen, ihre Unzufriedenheit in lautstarker Form zu äußern, was das ohnehin herausfordernde Umfeld eines Jugendtrainers weiter verschärfte. Es herrschte ein Klima des Vergleichs und der gegenseitigen Rivalität zwischen den Eltern, das letztlich den Spaß am Fußball für die Kinder beeinträchtigte.


„Ich habe dann irgendwann gesagt: Dann macht es doch einfach selbst“, reflektierte Matthäus über die Frustration, die er als Trainer erlebte. Er betonte, dass es nicht in Ordnung sei, wenn Eltern die Verantwortung aus den Händen des Trainers reißen und seine Autorität in Frage stellen.


3. Die negativen Auswirkungen auf die Kinder


Matthäus machte deutlich, dass er nicht nur um seine eigene Erfahrung besorgt ist, sondern vor allem um das Wohlergehen der Kinder. „Mir tun die Kids leid“, erklärte der ehemalige Nationalspieler. Er hat die Entwicklung der ersten Jahre genau beobachtet und wahrgenommen, wie der Konkurrenzgedanke und die elterlichen Erwartungen den Spaß am Spiel trübten. Der Fokus auf den Leistungsgedanken nahm den Kindern die Freude am Fußballspielen, was der eigentliche Grund für ihre Teilnahme an solchen Teams sein sollte. „Es sollte doch um Spaß gehen für die Kinder“, gab Matthäus zu bedenken.


4. Eifersucht und Konflikte unter den Eltern


Besonders schmerzhaft waren die Konflikte, die zwischen den Eltern entstanden. „In den letzten zwei, drei Monaten gingen die Eltern gegenseitig aufeinander los“, erklärte Matthäus. Die Vorwürfe und Beleidigungen, die in den WhatsApp Gruppen ausgetauscht wurden, waren für ihn erschreckend und repräsentierten das Ausmaß der Eifersucht und des Neids, das sich unter den Eltern aufgebaut hatte.


„Das Verhalten väterlicherseits war teilweise unterste Gürtellinie – immer von denselben zwei, drei, vier, die Politik in eigener Sache gemacht haben“, sagte er. Diese Dynamik führte dazu, dass Matthäus schließlich den Schlussstrich ziehen musste.


5. Die Entscheidung, den Verein zu wechseln


Eine weitere interessante Wendung in dieser Geschichte ist der Wechsel seines Sohnes, Milan, zu einem anderen Verein. Matthäus betonte, dass der neue Verein, in dem Milan nun spielt, bessere Bedingungen für ihn und weniger Konflikte unter den Eltern bietet. „Milan spielt jetzt beim FC Ismaning. Das sind zwei Kilometer mehr, aber zehn Minuten weniger Fahrtzeit. Und hoffentlich weniger Eltern wie die, die mich zu dem Schritt gebracht haben“, stellte Matthäus fest.


Für die künftige Entwicklung seines Sohnes und das Spiel, das sie beide lieben, wünscht er sich, dass der Fokus wieder auf dem Spaß und der Freude am Fußballspielen liegt, ohne dass elterliche Eitelkeiten und Ansprüche im Vordergrund stehen.


6. Ein Aufruf zur Besinnung


Matthäus' Rücktritt ist nicht nur ein persönliches Kapitel in seiner Laufbahn, sondern auch ein Weckruf an alle Beteiligten im Jugendfußball. Die Erziehung junger Talente sollte sich nicht nur auf sportliche Erfolge konzentrieren, sondern auch auf persönliche Entwicklung, Teamgeist und Spaß am Spiel. Die Eltern sollten sich bewusst machen, dass ihre Erwartungen nicht nur die Beziehung zu den Trainern belasten, sondern auch die ihrer Kinder zum Fußball.


„Als Trainer geht man mit dem eigenen Sohn im Team doch schon mal strenger um als mit den anderen“, reflektierte Matthäus über seine Rolle als Vater und Trainer. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass das Ziel nicht sein sollte, einen zukünftigen Profi zu formen, sondern das Kind in seiner Gesamtheit zu unterstützen, egal in welchem Bereich.


Lothar Matthäus’ Erfahrungen als Jugendtrainer sind ein eindringliches Beispiel für die Herausforderungen, denen sich viele Trainer im Amateur und Jugendbereich gegenübersehen. Sein Rücktritt könnte die Diskussion darüber anstoßen, wie man den Spaß und die Integrität im Jugendfußball bewahren kann. Es ist klar, dass sowohl die Eltern als auch die Trainer aushandeln müssen, wie sie gemeinsam den besten Rahmen für die Kinder schaffen können, damit diese mit Freude und Motivation ihren Lieblingssport ausüben können.

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